Die Nesenbacher auf LP-Erkundungstour
Unser Faible für Lost-Places dürfte ja mittlerweile kein Geheimnis mehr sein, wenn man sich unsere Milestones mal anschaut. Kürzlich bekamen wir den Tipp, dass eine aus der Kindheit bekannte Location mittlerweile zum Lost-Place geworden ist. Das wär’s doch: Unser erster selbst gelegter LP. Schnell wurden die kindheitlichen Erinnerungen an die Location abgerufen, denn wir sind dort zwar immer mal wieder vorbeigekommen, haben das Area aber nur peripher wahrgenommen. Als Kind kommt einem ja alles immer sooo riesengroß vor und wenn man die Erinnerung von damals mit seinen Vorstellungen eines genialen LP-Caches mischt, ergibt das mindestens einen 5 Km-Multi….
Ein Blick in Google-Earth holt einen dann aber schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, denn das Areal ist real keine 200m lang. Eine Besichtigung musste also her. Da aus dem eigentlich für heute geplantem Besuch beim Trauma-Haus, mangles runder Anzahl Caches, nichts wurde, gingen wir heute spontan auf LP-Erkundungstour. Vielleicht nicht die allerbeste Idee, denn bei strahlendem Sonnenschein nebst T-Shirt-Temperaturen, war der Place nicht so ganz Lost, zumindest die umliegenden Wege nicht. Nach genauer Sondierung der Lage, beschlossen wir es trotzdem zu wagen.
Zunächst kontrollierten wir die möglichen Zufahrten. Diese sind alle mit Ketten gesichert und die Masse an Spinnweben verriet, dass die Tore nicht mehr allzu oft geöffnet werden – wunderbar! Der Zaun schien intakt zu sein, aber die LP-üblichen Graffiti auf den Betonflächen machten uns klar, dass es irgendwo einen Weg hinein geben muss. Als wir den Trampelpfad entdeckten, war auch klar wo. Wir warteten kurz eine muggelfreie Phase ab und 2 min später standen wir an der Stelle, wo auch schon andere vor uns den Zaun überwunden hatten. Noch ein kurzer Blick, ob wir das auch wirklich tun sollen, aber die Entscheidung war schon längst gefallen.
Der Ort hatte nur noch wenig mit jenem aus der nunmehr 30 Jahre alten Erinnerung gemeinsam und alles war kleiner – viel kleiner sogar. Dazu kam, dass all die wundervollen Dinge, die einen als Kind so faszinierten, entweder deinstalliet wurden, oder sich im Laufe der Jahre zu wertlosem Schrott verwandelt hatten. Hier war definitiv kein spannender 10-Stages-2Std.-LP-Multi möglich. Ein verkappter Tadi, den man durch Einstiegsrätsel und Wegpunkte zum Betreten der Location zum Mystery ausbaut, wäre aber durchaus denkbar.
Hier mal ein paar Eindrücke der Location, künstlerisch verfremdet, da ja alles noch top-secret ist.;-)
Natürlich war die ganze Erkundungstour nicht unspannend, denn die Muggels waren zwar meist durch Gebäude und Gebüsch von uns getrennt, aber an einigen Stellen konnte man trotzdem möglicherweise gesehen werden. Gegen Ende unserer Besichtigung gab es dann aber doch noch einen richtigen Adrenalinschub. Wir befanden uns in sehr exponierter Lage am interessantesten Objekt der ganzen Location, als unten ein schwarzes Auto direkt vor das Tor fuhr. Wir hatten Glück im Unglück, denn wir befanden uns definitiv an der einzigen Stelle dieses Objekts, an der man sich durch Ducken nahezu unsichtbar machen kann. Ein Mann im weißen Hemd stieg aus und ging zum Tor. Wir hatten keine Wahl – eine Flucht war ungesehen nicht möglich, also was tun? Kurze Krisensitzung. Im Versteck bleiben und abwarten? Losrennen und hoffen, dass der 100-Meter-Vorsprung und das Überrachungsmoment ausreichen würde? Uns stellen und behaupten, wir wären Lost-Place-Fotografen? Wenigstens eine glaubwürdige Kamera hatten wir ja dabei. Aber soweit kam es garnicht. Der Mann hatte sich wohl nur verfahren und wollte umdrehen. Als er bemerkte wo er da gelandet war, stieg er aus und schaute sich kurz um. Fünfzehn Sekunden später war der Spuk vorbei, denn er ging zurück zum Auto, drehte um und fuhr davon. Angesichts der Spinnwebenschicht am Tor wäre alles andere auch extrem unwahrscheinlich gewesen.
Ob wir den Cache wirklich legen werden? Der absolute Überknaller wird es wohl nicht werden, dazu gibt die Location zu wenig her. Mit so manchem Bunker- oder Undergroundcache kann er aber allemal mithalten. Lasst Euch also einfach überraschen!