Nesenbachers Cache-Talk

Ein Geocaching-Blog von Heike & Jo
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Geo-Imaging – Georeferenzierung von Fotos

Wer kennt das nicht? Da kommt man frisch aus dem Urlaub, kopiert die ganzen Fotos auf den heimischen PC und spätestens, wenn die Bilder dann im Kreise der Familie auf dem Wohnzimmer-TV angeschaut werden, gibt es die ersten Diskussionen, ob das abgebildete Bauwerk der Kirchturm von Bardolino, oder von Lazise ist. Solche Fragen lassen sich mit Hilfe von Wikipedia in relativ kurzer Zeit beantworten, aber wenn es jetzt darum geht, welchen Berg man sich da auf der Transalp mit dem Mountainbike gerade hochkämpft, wird es schwer. In solchen Situationen wünscht man sich manchmal, dass die Digicam neben Datum, Zeit und massenweise fototechnischen  Daten, auch die geografischen Koordinaten des Fotos aufzeichnen würde…

Kameras, die genau das können, gibt es tatsächlich auf dem Markt. GPS-Empfänger in Digicams sind zwar derzeit alles andere als ein Standardfeature, aber vereinzelt tatsächlich zu finden. Entsprechende Modelle sind dementsprechend teuer und wegen der kleinen Auswahl muss man möglicherweise bei der sonstigen Ausstattung Abstriche in Kauf nehmen. Für digitale Spiegelreflexkameras gibt es Zusatzgeräte zu diesem Zweck, aber die sind meist schwer, teuer, klobig und benötigen einen eigenen Akku. Der Geocacher, an den Umgang mit GPS-Geräten gewöhnt, stellt beim Anblick einer Kamera mit GPS sofort die richtigen Fagen: Wie lange dauert es, bis man nach dem Einschalten der Kamera das erste Foto mit korrekten GPS-Daten aufnehmen kann? Wenn mein hochempfindliches Outdoor-GPS z.B. in tiefen Schluchten schon Probleme hat, eine genaue Position zu ermitteln, was empfängt da das GPS-Modul der Kamera? Ist es möglich das GPS-Modul abzuschalten, wenn sowieso nur in Innenräumen ohne GPS-Empfang fotografiert wird, um mit dem dadurch gesparten Akkustrom lieber noch ein paar Blitzaufnahmen mehr machen zu können? Berechtigte Fragen und jeder Geocacher mit ein klein wenig Erfahrung, wird sie wohl intuitiv richtig beantworten können.

Doch Moment! Gerade Geocacher haben da doch ganz andere Möglichkeiten. Sie haben ihr GPS-Gerät sowieso immer dabei, wenn es zu interessanten Orten geht, denn dort ist meist auch ein Cache. Die Trackaufzeichnung ist auch immer aktiviert, also hat man doch für jeden Zeitpunkt der Tour auch einen Ort, an dem man sich in diesem Moment befand.

Nimmt man mit seiner Digitalkamera ein Foto auf, dann ist ja bekanntlich im Datenbereich (Exif) des Fotos ein Datum und eine Uhrzeit gespeichert. Diese müssen nicht zwangsläufig richtig sein, denn die Kamera gewinnt diese Daten aus seiner internen Uhr, die vom Anwender mehr oder weniger genau gestellt wurde. Hat man nun den Track des GPS-Geräts und die Information, um welchen Betrag die Uhr der Kamera gegenüber der Uhr des GPS-Systems falsch geht, kann man den Zeitpunkt der Foto-Aufnahme auf GPS-Track exakt einer Geo-Koordinate zugeordnen. Die so gewonnenen Koordinaten können nun dauerhaft im Datenbereich der Digitalfots abgespeichert werden. Das Ganze nennt sich Geo-Referenzierung, oder neudeutsch Geotagging, Geocodingoder Geo-Imaging. Da das GPS-Gerät währen der Tour immer eingeschaltet ist und sehr gute Empfangseigenschaften hat, gibt es keine Wartezeiten und mit Sicherheit eine bessere Positionsgenauigkeit, als kamerainterne GPS-Module es derzeit bieten können.

Da die ganze Prozedur mindestens genauso umständlich klingt, wie sie in Wirklichkeit auch ist, aber doch immer wieder identische Schritte abzuarbeiten sind, gibt es dafür Software, die das mit einigen Mausklicks erledigt. Einige der Programme sind sogar kostenlos und auch Geotagging-Plugins, z.B. für Adobe Lightroom, sind ebenfalls verfügbar. Wir haben einige Programme getestet, vorallem auch im Bezug auf die Zusammenarbeit mit Tracks, die von Garmin-GPS-Geräten erzeugt wurden. Uneingeschränkt empfehlen können wir das Programm GeoSetter von Friedemann Schmidt, welches man unter www.geosetter.de kostenlos und schnell (Dateigröße rund 12 MB) herunterladen kann. Es kommt wunderbar mit GPX-Tracks und einer Vielzahl anderer Formate zurecht, hat eine pfiffige Lösung zum Zeitabgleich zwischen Kamera und GPS und tastet die Original-Bilddateien nicht an, sondern erzeugt neue. Es komplett in deutscher Sprache, arbeitet mit Raw-Dateien vieler Hersteller zusammen und Koordinaten lassen sich auch manuell zu den Fotos hinzufügen. Sind die Bilder erst mal geo-referenziert, wird beim Anklicken eines Fotos in GeoSetter auf einer Karte (wahlweise OSM oder Google) der Aufnahmeort angezeigt. Natürlich kann immer nur der Standort des Fotografen dargestellt werden und nicht die GPS-Koordinaten des abgebildeten Objektes – wer ein wenig darüber nachdenkt und verstanden hat, um was es hier geht, weiß warum.  

Was kann man noch mit georeferenzierten Fotos anfangen, wenn man sich die ganze Mühe schon macht? Natürlich kann man die Fotos locr oder Panoramio zur Verfügung stellen, damit andere bei ihrer Planung eine bessere Vorstellung von der Location bekommen.  Dies haben wir ja alle selbst schon oft genutzt. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Fotos z.B. in den TourExplorer 25 V4 von MagicMaps einzubinden, um so Übersichtskarten und Diashows in 2D oder oder virtuelle Flüge in 3D über den Streckenverlauf zu erstellen.

 Fotos mit freundlicher Genehmigung der Fa. Magicmaps

Software zur Verwaltung von Digitalfotos, welche Fotos anhand von Geo-Koordinaten und Umkreis suchen kann, gibt es ebenfalls auf dem Markt.  

Ein Problem ist oft, dass die GPX-Exportfunktion einiger Programme, die Zeitdaten nicht mit in die GPX-Files exportiert. Solche Files sind dann wertlos, um Fotos zu georeferenzieren. Hier ist man einfach auf Experimente angewiesen. Mit Garmin’s Mapsource klappt es aber einwandfrei. Man sollte nicht allzu lange mit dem Vorgang des Geotaggings warten, denn je präziser die Information über die Zeitdifferenz zwischen GPS und Kamera ist, umso genauer ist dann die Positionsangabe in den Fotos. Ein kleiner Trick ist es, als erstes Foto einer Serie die Zeitanzeige im GPS-Gerät zu fotografieren. So hat man auch nachträglich noch Informationen über den exakten Zeitversatz. 

Eine der von uns derzeit verwendeten Digitalkameras, hat leider die unangenehme Eigenschaft, dass bei jedem Akkuwechsel Datum und Uhrzeit verlorengehen und neu eingestellt werden müssen. Das ist nicht nur nervig, sondern für’s Geotagging nach dem hier beschriebenen Verfahren ungeeignet. Geht der Akku während einer Tour leer, ändert sich mitten in einer Aufnahmeserie der Zeitversatz zum GPS. Da hilft nur, die Uhr der Kamera vor Beginn der Tour und nach dem Akkuwechsel exakt auf die GPS-Zeit zu synchronisieren – aber wer hat dazu schon Lust? Für uns ist die Datenpufferung bei leerem Akku ein weiteres Kriterium beim Kamerakauf geworden.

2 Responses to “Geo-Imaging – Georeferenzierung von Fotos”

  1. Seb meint:

    Hallo,
    ich möchte gerne ein paar Anmerkungen zu GPS-Modulen für direkt GPS-fähige Spiegelreflexkameras machen. In meinem Fall ist es die Nikon D300 und ein Solmeta Geotagger N2 bzw ein Dawntech Pro Logger.

    >aber die sind meist schwer, teuer, klobig und benötigen einen eigenen Akku.
    Meine Geräte wiegen keine 50g, haben die Maße einer Streichholzschachtel und Stromversorgung geschieht über den Kamera-Akku. Somit brauche ich kein weiteres Ladegerät und nur Kamera-Akkus laden. Der hält bei mir im GPS-Dauerbetrieb 2-3 Tage a ca. 7h und 150-250 Aufnahmen.

    >Wie lange dauert es, bis man nach dem Einschalten der Kamera das erste
    >Foto mit korrekten GPS-Daten aufnehmen kann?
    Bei gutem GPS-Empfang unter einer Minute.

    > Wenn mein hochempfindliches Outdoor-GPS z.B. in tiefen Schluchten schon Probleme hat,
    > eine genaue Position zu ermitteln, was empfängt da das GPS-Modul der Kamera?
    Das Gleiche , dank SirF III. Und in so einer Umgebung ist es besser es durchlaufen zu lassen.

    > Ist es möglich das GPS-Modul abzuschalten, wenn sowieso nur in Innenräumen
    > ohne GPS-Empfang fotografiert wird,
    Ja! Ist aber nicht ratsam. Dank Indoor-Funktion bekommen so auch die Bilder im Gebäude die Koordinaten des Eingangs.

    > um mit dem dadurch gesparten Akkustrom
    >lieber noch ein paar Blitzaufnahmen mehr machen zu können?
    Der Blitz hat aus meiner Erfahrung den größeren Stromhunger. Mit einer Spiegelreflex kann man oft das Blitzen vermeiden und bekommt bessere Farbstimmungen. Wenn es sein muss, lasse ich das GPS an und Blitze dennoch. Warum auch nicht?

    Bleibt die Größe der Kamera und der Preis. Wer lieber fotografiert als knippst kommt an den Maßen einer Spiegelreflex eh nicht vorbei. Es hat schon seinen Grund warum die so groß sind. Am kleinsten und günstigsten ist aktuell die Nikon D5000.

    Gruss
    Seb

  2. Seb meint:

    > Software zur Verwaltung von Digitalfotos, welche Fotos anhand von Geo-Koordinaten und Umkreis
    > suchen kann, gibt es ebenfalls auf dem Markt.

    Ja, zb. CDFinder (Mac) oder CDWinder (Windows). DigiKam Map Search Tool (KDE/Linux) kennt übrigens schon die Rechtecksuche. Genial! Rechteck über Süditalien und schwups findet man endlich alle Bilder auf der Festplatte wieder die man dort gemacht hat.

    Genau das ist für mich der Hauptnutzen. Ich spare mir die fehleranfällige und nervige Verschlagwortung und wo ich ein Bild gemacht habe weiß ich meist eh grob :yahoo:

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