Die 7-Burgentour (GCJC83)
Als wir an einem Sonntag Anfang September auf einer Cache-Runde im Rosensteinpark das Team Maranja trafen, erzählten sie uns begeistert von der 7-Burgentour (GCJC83), einem 2-Tages-Wander-Multi im Pfälzer Wald/Nordvogesen. Wieder zuhause am PC, haben wir natürlich sofort das Listing aufgerufen, Fotos angeschaut und die beeindruckend langen Logs gelesen. Für uns war sofort klar: Diese Tour müssen wir machen und zwar noch dieses Jahr! Da die Übernachtung nicht etwa in einer Jugendherberge oder einer Hütte stattfindet, sondern unter freiem Himmel auf einer Burgruine, wollten wir den Termin möglichst noch auf den September legen, da die Nächte in dieser Jahreszeit von Woche zu Woche kälter werden. In einer teaminternen Besprechung wurde der 25. September als Starttermin festgesetzt und bei extrem schlechtem Wetter eine Woche später.
Die Vorbereitungen verliefen recht unspektakulär und beschränkten sich anfangs darauf, eine Liste der benötigten Ausrüstung aufzustellen. Ein gewisses Problem stellte die Tatsache dar, dass die Tour mindestens zur Hälfte in Frankreich verläuft, wir aber keine Garmin-Topo-Karte für Frankreich besitzen. Wir überlegten lange, wie dieses Problem lösen könnten, denn eine Anschaffung der Karte für stolze 125 Euro (oder gar ganz Frankreich für 269 Euro) kam nicht in Frage. Ein Versuch mit OSM-Kartenmaterial verlief enttäuschend und wir beschlossen, uns den GPS-Track der Tour zu besorgen und die Basiskarte der Garmin-Geräte zu verwenden. So würden wir wenigstens in der Lage sein festzustellen, ob wir auf dem richtigen Weg sind, oder nicht.
Spätestens am 22.9. nach dem Wetterbericht stand fest, dass wir die Tour wie geplant starten werden – die Würfel waren gefallen, nun gab es kein Zurück mehr. Die Vorfreude machte allmählich Platz für eine ein klein wenig Hektik. Wie immer waren die Rucksäcke zu klein, aber trotzdem viel zu schwer. Hier wurde noch am Speiseplan getüftelt und dort eventuelle zusätzliches Caches auf dem Weg gesucht. Am Donnerstagabend war aber alles gepackt, alle Platzprobleme gelöst und alles bereit für das große Abenteuer 7-Burgentour.
Pünktlich zur vereinbarten Zeit um 7.30 Uhr standen stand das Team Nesenbacher in Bestbesetzung am Cachemobil. Die geplanten 2 Stunden Fahrt erwiesen sich als eindrucksvoll genaue Schätzung , so dass kurz nach 9.30 Uhr der imaginäre Startschuss fiel. Im Listing waren zwei Parkplatzvarianten angegeben und wir entschieden uns für Modell-Pampa. Berauscht vom Gefühl, dass es jetzt endlich losgeht, stiefelten wir einen sandigen Waldweg entlang, der stetig nach oben führte. Schon nach 10 Minuten merkten wir, dass dieser Weg falsch war, aber wenigstens parallel zum richtigen verlief. Ein Blick auf die doch so geniale Topo-D-V3 und schon war klar: Es zweigten immer mal wieder kleine Pfade von unserem Weg ab, nach oben zum richtigen. Leider konnten wir keinen einzigen dieser Pfade auch in der Realität finden und so hieß es nach 3 Km: Alles auf Null. Soweit kam es aber nicht, denn unterwegs fanden wir eine Stelle, an der es kaum Unterholz gab. Hier konnten wir versuchen, uns querwaldein nach oben zu kämpfen. Nach kurzer Anstrengung war es geschafft und wir standen das erste Mal auf dem Track…
Noch vor Erreichen von Stage 1 bemerkten wir, dass wir nicht die einzigen waren, die mit vollbepackten Rucksäcken nebst Schlafsäcken unterwegs waren. An der ersten Station hatten wir sie dann eingeholt und unsere simple Frage „Stage 1?“ klärte alles: Wir waren heute nicht die einzigen Geocacher auf der 7-Burgentour. Aufgrund ihres, gegenüber Fremden, recht nervösen Hundes, beschlossen wir nach kurzem Smalltalk, Abstand zu halten. Am ersten Tradi, der mehr oder weniger auf dem Weg lag, trafen wir sie wieder. Hier gab es auch unsere erste, richtige Begegnung mit den überaus imposanten Sandsteinfelsen, die uns von nun an die ganze Tour begleiteten. Stetig ging es bergauf und bald erreichten wir Ruine Wegelnburg, der ersten Burg der Tour. Im Gegensatz zu den Ruinen, die wir von der schwäbischen Alb her kannten, wurde diese Ruine nicht auf den Fels aufgesetzt, sondern geradezu in den Sandstein integriert. Nach Erkundung der Burg gönnten wir uns eine kurze Vesperpause. Als die Koordinaten für die nächste Stage gefunden waren, setzten wir unseren Weg fort und kurz darauf erreichten wir die Grenze zu Frankreich. Vor Ruine Hohenburg wählten wir unseren Weg wohl etwas unglücklich, so dass wir an ihr vorbei wanderten und gleich zu Burg Löwenstein, Burg Nummer 3, gelangten. Auch dort bot sich wieder ein imposanter Ausblick, wenn man die schmalen Leitern zur obersten Etage hinaufkletterte.
Gemeinsam mit unseren Mitstreitern wurde noch schnell ein Tradi auf einem Felsen unterhalb der Burg geloggt und weiter ging es, mit dem Ziel Burg Fleckenstein. Unterwegs trafen wir wieder auf atemberaubende Felsformationen und ein weiterer Tradi konnte gehoben werden. Zur Besichtigung von Fleckenstein ist Eintritt zu entrichten, weswegen es dort auch eine Kasse mit Kiosk gibt. Da wir nicht genau wussten, was es auf Fleckenstein zu besichtigen gibt, verzichteten wir darauf und somit ebenso auf den Besuch des Kiosks – ein Fehler wie sich später herausstellte.
Die nächste Station, die es zu erwandern galt, war die einsam im Wald stehende, ehemalige Raubritterburg, Ruine Froensbourg, auf der wir dann auch übernachteten. Doch bis dahin waren es noch einige Kilometer und die Rucksäcke schienen immer schwerer zu werden. Wir hatten uns vorgenommen, in Frankreich noch eine Flasche Wein zu kaufen, die wir uns dann zum Tagesausklang genehmigen würden. Optimal dafür schien ein Abstecher zu einem Campingplatz zu sein, der auf unserem Weg lag, denn auf jedem Campingplatz gibt es ja einen Kiosk. Auf dem Platz angekommen, begannen wir uns durchzufragen, wo es denn hier etwas zu kaufen gäbe. Nach einigen dummen Antworten kamen wir zu der Gewissheit, dass wir tatsächlich auf einem Campingplatz ohne Kiosk standen. Wenigstens konnten wir unsere leeren Flaschen mit französischem Leitungswasser auffüllen.
Die Froensbourg rückte immer näher, also fragten wir auf gut Glück bei einigen Bauernhöfen, ob man dort etwas zu Trinken kaufen könne, was überall recht barsch verneint wurde. Das letzte Haus vor dem Aufstieg zur Burg sah zunächst aus, wie eine kleine Gartenwirtschaft, entpuppte sich dann aber doch als privates Wohnhaus. Die Mädels gingen trotzdem hin und fragten, worauf der erste nette Franzose, den wir trafen, ihnen eine Flasche Wasser schenken wollte. Ein dezenter Hinweis, dass wir noch genug Wasser hätten, ließ auch bei ihm den Groschen fallen. Er kam mit einer Flasche Cabernet Sauvignon zurück – ganz sicher nicht der schlechteste Tropfen. Er wollte uns den Wein schenken, ließ sich dann aber doch überreden Geld anzunehmen. Jetzt konnte die Froensbourg kommen!
Ein letzter knackiger Anstieg und da war sie! Auf einem monströsen Felsen erblickten wir etwas Gemauertes – die Froensbourg. Nach einer halben Umrundung war auch der Eingang gefunden und die Erkundung konnte beginnen. Es war 17 Uhr und das GPS zeigte 21,7 gelaufene Kilometer. Auf der Burg gab es mehrere Ebenen und einige Kammern, in denen man recht geschützt übernachten konnte. Die anderen beiden Teams waren wohl noch unterwegs, denn wir waren alleine auf der Burg. Bei der Wahl des Schlafplatzes hatten wir also freie Auswahl. Nach einer kurzen Beratung beschlossen wir, auf der obersten Ebene unter freiem Himmel zu übernachten. Wir sammelten Holz und entfachten vor der Burg ein Feuer, auf dem wir unsere mitgebrachten Würste grillten. Mittlerweile waren auch die anderen Teams eingetroffen und hatten sich für die Nacht ein Plätzchen gesucht. Als es langsam dunkel wurde, erhoben wir unsere müden Knochen und brachen auf zum Nachtcache. Dieser stellte sich als Flop heraus, da die Stages koordinatenbasiert und nicht per Reflektorstrecke angelaufen werden mussten. Darüberhinaus fehlte ein Reflektor an einer Stage, wodurch wir dort recht lange suchen mussten. Ein fast schon verwilderter und steiler Pfad zum Final untermauerte unseren schlechten Eindruck. Dieser Nachtcache war eindeutig undwürdig für diese Tour! Dafür fanden wir einen schnellen Rückweg zur Burg und saßen noch eine Weile mit den anderen beiden Teams am Lagerfeuer, bevor wir nach oben gingen und uns dem vorzüglichen Rotwein widmeten. So manche von Heikes berühmten Lachsalven hallte dabei durch die Nacht. Der Sternenhimmel war gigantisch, aber zu keiner Zeit stellte sich die erwartete (oder erhoffte?) Gruselstimmung ein. Lisa hatte auf ihren Monsterschlafsack zugunsten eines kleineren Modelles, mit dafür höherem Temperaturbereich, verzichtet und bekam prompt die Rechnung in Form einer schlaflosen Nacht dafür. Auf den Schlafsäcken sitzend , stärkten wir uns für den bevorstehenden Tag und als die Sonne das erste Mal hinter einem der umliegenden Berggipfel hervorblitzte, waren wir abmarschbereit für den zweiten Teil der 7-Burgentour.
Ein letzter Blick zurück und wir verließen die Froensbourg, zunächst nur in eine Richtung: nach oben! Schnell wurde es viel zu warm in den dicken Jacken und auch der Durst stellte sich wieder ein. Es standen ja noch 2 Burgen aus und unterwegs konnten wieder einige Tradis gehoben werden. Leider waren unsere Trinkwasservorräte weitgehend erschöpft und wir waren gezwungen zu rationieren. Im Hinterkopf hatten wir ja immer noch die Hoffnung, an einer Quelle vorbeizukommen. Erste Station war der Almenfels, einem weiteren, dieser typischen Sandsteinfelsen, die oftmals wie aus dem nichts zwischen den Bäumen auftauchen. Weiter ging es über den Zigeunerfelsen mit toller Aussicht, zur 6.Burg, der Ruine Wasigenstein. Ebenfalls ein absolut beeindruckendes Bauwerk, das jede Minute Wert ist, die man in dessen Erkundung steckt. Hier gab es neben den Koordinaten für die nächste Stage auch noch einen netten Kurzmulti. Allerdings merkte man, dass das Wochenende begonnen hat, denn diese Ruine war richtiggehend bevölkert. Nun folgte eine längere Bergaufpassage und wir sahen unsere Flüssigkeitsvorräte weiter schwinden und so langsam wurde es kritisch. Endlich oben angekommen überquerten wir wieder die Grenze nach Deutschland und fanden wenige Meter danach einen Fels im Sonnenschein. Genau richtig für eine Rast. Das fanden wohl auch andere Wanderer, denn bald schon waren wir zu fünft, dann zu siebt. Unser Weg führte uns zum Friedenskreuzfels, einem Aussichtspunkt mit Kreuz und Tradi. Unser Durst nahm immer mehr zu, aber jetzt ging es stetig abwärts, was nicht ganz so schweißtreibend war. Dann war die letzte Burg erreicht: Ruine Blumenstein. Hier konnten wir einen weiteren Tradi heben, fanden die Final-Koordinaten der 7-Burgentour und konnten natürlich die herrliche Aussicht vom höchsten Punkt der Ruine genießen. Im Inneren gab es eine Feuerstelle nebst genügend Brennholz und wir überlegten kurz, unsere restlichen Würstchen zu grillen, entschieden uns dann aber mangels Hunger dagegen. Der nächste Wegpunkt war schon das Final der Runde, welches ja eigentlich das Highlight jedes Multi-Caches ist. Hier war das jedoch etwas ganz anderes. Natürlich wollten wir uns gerne im Logbuch verewigen, aber dessen Bedeutung geriet, angesichts der vielen Eindrücke der vergangenen 30 Stunden, total in den Hintergrund. Genauso wenig war es der Schlusspunkt der Runde, denn es lag noch eine ganz beachtliche Strecke bis zum Auto vor uns. Zur Belohnung tranken wir jedoch unsere letzten Flüssigkeitsreserven. Im Auto hatten wir wohlweislich noch Getränke deponiert, so dass wir nun bis zum Ende durchhalten mussten. Seit dem Final bot die Landschaft keine Highlights mehr und wir kamen recht zügig voran. Es wurde kaum noch geredet und jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Kilometerlang trotteten wir so vor uns hin, mal nebeneinander, dann wieder hintereinander. Nachdem wir eine Straße überquert hatten, tauchte aus dem Nichts ein Campingplatz vor uns auf – endlich Wasser! Nachdem der erste Durst gestillt war, füllten wir unsere leeren Flaschen randvoll, denn es lagen noch geschätzte 5 Kilometer vor uns, was wir nicht so genau wussten, da wir am Auto ja keinen Wegpunkt gesetzt hatten. Angenehm war auch, die sehr sauberen Toiletten benutzen zu können. Nach kurzem Smalltalk mit einigen Gästen des Campingplatzes, setzten wir unseren Weg fort. Es ging einige Zeit an der Straße entlang und wie zum Hohn erblickten wir nach kurzer Zeit das, was wir den ganzen Tag herbeigesehnt hatten: einen Brunnen – die Anna-Quelle. Der Track auf dem GPS-Gerät zeigte an, dass unser Weg bald wieder in den Wald führen würde und nach einer letzten Aufwärtspassage wäre der Ausgangspunkt der Tour und somit das Cachemobil erreicht. Der Blick auf die Karte zeigte auch eine mögliche Abkürzung, die zwar wesentlich steiler wäre, aber dafür gut 500 Meter einsparen würde. Zum Glück entschieden wir uns für die ungekürzte Version, denn als wir die Straße verließen um in den Wald einzubiegen, erblickten unsere total überraschten Augen ein wohlbekanntes, schwarzes Cachemobil mit Stuttgarter Nummer. Hätten wir diese Abkürzung genommen, wäre dadurch genau dieses Teilstück abgekürzt worden, an dem das Auto geparkt war, was uns vermutlich erst an Stage 1 aufgefallen wäre…
So ging eine Tour zuende, die kaum beeindruckender hätte sein können. Die Burgen und die bizarren Felsen werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Die Nacht auf der Burgruine, unter sternklarem Himmel, war jedoch das Highlight der gesamten Tour. Natürlich hatten wir das perfekte Wochenende dazu erwischt, aber etwas Glück gehört eben auch dazu.
Dank Geocaching sind wir mal wieder eine Tour angegangen, die wir so nie gemacht hätten, in einer Gegend, in die wir nie gekommen wären. Unser Dank gilt somit den Ownern JEVER und Timbre.poste für Ausarbeitung und Erhaltung dieser einmaligen Runde.
Für alle Fans der Statistik: Nach der Runde zeigte unser GPS 46,7 Kilometer und 1740 Höhenmeter an.
Weitere Fotos gib es hier.
13.01.2010 um 18:53 Uhr
Hallo,
ich beabsichtige in der nächsten Zeit ( besseres Wetter usw. ) die 7 Burgen Tour abzulaufen. Du schreibst von einem besorgten GPS-Track in Deinem Bericht. Kannst Du uns einen Track der Tour zur Verfügung stellen ? Wäre Super.
Grüße aus Hessen
TeamSchroeder
26.04.2012 um 21:25 Uhr
Hi!
Auch wir beabsichtigen übermorgen diese Tour.
Könnten auch wir Euren GPS- Track bekommen?
Das wäre sicherlich ne Hilfe!
Grüße aus der Pfalz
Mr_Batch
…von der EidenbornerCacherCrew
26.04.2012 um 23:43 Uhr
Aber selbstverständlich bekommt Ihr den Track!